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Mrz 16 2019

Kreativität aus der Dose

Ein Artikel über Stockfotografie-Trends und ihre Austauschbarkeit sowie auch die Vorteile für Designer.

Schon in meinem ersten Praktikum in einer Werbeagentur kam ich mit Stockagenturen in Berührung. Meine Aufgabe: Bildersuche, aber nur die lizenzfreien bitte. Das änderte sich auch während der Ausbildung nicht und noch heute als selbstständige Designerin und Fotografin arbeite ich hauptsächlich mit lizenzfreiem Stockmaterial. Es erleichtert mir den Arbeitsalltag und spart meinen Kunden Kosten. Doch was stört mich genau daran und welche Alternativen bieten sich an?

 

Die Austauschbarkeit – dieses Problem ist nicht neu, jedoch war mir dies nicht immer bewusst. Nun möchte ich nicht alle Stockagenturen in einen Topf werfen. Denn es gibt Agenturen, die außergewöhnliche oder exklusive Stockfotografie bieten und keinen Massenmarkt bedienen. Jedoch sind diese für den „Alltag“ nicht immer einsetzbar. Also bedient man sich bei den „Großen“, die viel Auswahl anbieten und das für wenig Geld. Als Designer ist es bequem und schnell: Bilder suchen, in das Layout einsetzen und Ideen ausprobieren. So passiert es auch manchmal, dass ich Broschüren, Flyer oder Plakate sehe und sofort weiß, aus welcher Stockagentur das Bild kommt, da es mir auch schon bei meinen Recherchen vor den Mauszeiger gekommen ist. Natürlich passiert dies nicht unbedingt der Zielgruppe unserer Kunden, aber die Wahrscheinlichkeit, dass andere Unternehmen auch dieses Bild einsetzen, ist sehr hoch. Besonders erfolgreiche Stockbilder haben Downloads im vierstelligen Bereich. 

 

Der erste Schritt wäre, die Kunden zu sensibilisieren. Das ist nicht unbedingt einfach, denn oft möchte man doch so wenig Geld wie möglich ausgeben. Ich verstehe auch, dass man bei einem Symbolbild auf einer Webseite nicht unbedingt ein Shooting organisieren und bezahlen möchte, doch gerade was Unternehmensbilder angeht, lohnt sich die Investition in ein Shooting. Das Unternehmen macht sich glaubwürdiger und hebt sich von der Konkurrenz ab. Es kann eine eigene Bildsprache entwickelt und somit die Corporate Identity gestärkt werden. Sammeln Sie Beispiele, gerne auch bei der Konkurrenz. Zeigen Sie, wie austauschbar vieles wirkt. Wie ähnlich die Bildsprache ist, da diese gerade im Trend ist und somit bei Stockagenturen vermehrt angeboten wird. Wenn Sie nicht selbst fotografieren, dann suchen Sie sich Fotografen, mit denen Sie fest zusammenarbeiten. Eventuell haben diese ja auch Material, das nicht verkauft wurde und somit günstiger verwendet werden kann. Eine vertrauensvolle Beziehung zum Kunden ist besonders wichtig, damit Aufklärung und Umdenken Früchte tragen können.

 

Kompromiss vs. Kostennutzen – wer kennt sie nicht: Kompromissbilder. Bilder, die nicht die eigentliche Idee im Kopf visualisieren oder deshalb aus mehreren einzelnen Stockbildern zusammengeschustert werden müssen. Eigentlich machen mir solche Photoshopkompositionen viel Spaß, doch es braucht viel Zeit die Bilder zu suchen und dann müssen sie auch noch zusammen passen. Rechnet man diese Zeit mit der zusammen, die es braucht ein Composing zu erstellen, dann wäre unter Umständen ein Fotograf günstiger und qualitativ hochwertiger gewesen. Das kommt natürlich auf die Komplexität an, aber mit etwas Erfahrung kann man das schnell ausrechnen und dem Kunden die Kosten vorlegen, bevor ein Kompromiss gemacht werden muss. 

 

Hier wäre eine Kooperation mit verschiedenen Fotografen sehr praktisch. Diese können eine grobe Kosteneinschätzung machen und man könnte dem Kunden schnell aufzeigen, was sich eher lohnt. Nach ein paar Projekten kann man den Aufwand selbst schon sehr gut abschätzen. Da ich selbst auch einige Bereiche der Fotografie abdecke, ist das eine gute Gelegenheit den Kunden davon zu überzeugen, das Foto erstellen zu lassen als sich mit Kompromissbildern zufrieden zu geben. Das hat bisher sehr gut funktioniert und dann kamen im nächsten Projekt die Anfragen nach einem Shooting ganz von alleine. 

 

Geringer Preis = geringe Wertschätzung? Diese Frage stelle ich mir immer häufiger. Die meisten Fotos kaufe ich für sehr wenig Geld. Ich selbst weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt. Was für Equipment nötig ist und wie viel Zeit man dafür braucht. Manchmal brauche ich für anspruchsvolle Foodfotos einen halben Tag, bis alles sitzt. Natürlich ist das Ziel, bei Stockfotos so viele wie möglich zu verkaufen und dadurch Gewinne zu erzielen. Aber lohnt sich das? Bei manchen Stockagenturen erhält der Fotograf pro Download 0,02 USD. Kann ein Fotograf davon leben? Wird der Fotografie noch Wert beigemessen, wenn man für so wenig Geld von Weihnachtsmotiven bis hin zu fernen Städten für wenige Euro alles herunterladen kann? Wie viel ist ein Foto noch wert? Viele meiner Kunden haben mittlerweile eigene Stockfotoaccounts und wissen genau, wie günstig Bilder zu bekommen sind. 

 

Auch hier ist eine Sensibilisierung und Unterscheidung von Stockfotos und Auftragsbildern beim Fotografen notwendig. Geht es um eine Unternehmensbroschüre oder die Webseite, sind eigene Bilder essenziell. Diese können natürlich von Stockfotos unterstützt werden, aber gerade die „echten“ Fotos steigern die Glaubwürdigkeit und Einzigartigkeit des Unternehmens. Ich würde dem Kunden nicht raten, für das Weihnachtsposting auf Facebook unbedingt einen Fotografen oder Illustrator zu beauftragen. Doch für gewisse Zwecke sind eigene Bilder essenziell und die Aufgabe des Designers besteht darin, wirtschaftlich für seinen Kunden zu denken. Und dies bedeutet manchmal, mehr Geld zu investieren um einen größeren Effekt zu erzielen.

 

Filterblase und Trends – Dieses Problem lehnt sich an die Austauschbarkeit an. Es gibt Ratgeber, wie man erfolgreich in der Stockfotografie wird. Einige Tipps wiederholen sich, wie das Ausschau halten nach Trends und welche Bilder am besten ankommen. Diese Ratgeber haben lachende Menschen mit Daumen hoch auf den Covern. Man liest von möglichst austauschbaren Personen und dass Businessfotos besonders beliebt sind. Alles sollte farbenfroh, hell und ohne Makel sein. Das schreit förmlich nach Angepasstheit. Zusätzlich sind Stockbilder kuratiert, also vorsortiert, denn viele Fotos werden von den Agenturen abgewiesen, wenn es zu viele von diesem Motiv gibt, der Stil nicht angesagt ist oder die Qualität nicht ausreicht. Also entscheidet „irgendwer“, welche Bilder ich überhaupt kaufen kann. Und die Fotografen produzieren vorher gezielt Fotos, die sich am besten massenweise verkaufen lassen. Das Ergebnis ist wie bereits geschildert, eine Austauschbarkeit der Motive.

 

Es bestehen Stockagenturen, die dieser Angepasstheit entgegenwirken. Sie veröffentlichen individuelle Fotos, fernab von Bussinessfrauen und -männern mit Daumen hoch und Gewinnerlächeln. Auch bieten Macrostock-Agenturen höherwertige Fotografien an, die zwar teurer sind, aber eben nicht massenweise heruntergeladen und genutzt werden. Hier haben auch meist die Fotografen mehr davon und die Qualität der Fotos ist außerordentlich gut. Doch wer fernab von vorsortierten Fotos seine Ideen verwirklichen möchte, kann einen Pool von Fotografen aufbauen, die gewisse Branchen bedienen und vielleicht sogar Material aus Kundenshootings aufgebaut haben, an denen sie die Rechte zum Weiterverkauf haben. Nicht immer ist es notwendig, ein komplettes Shooting zu organisieren. Manche Perlen liegen ungenutzt auf den Festplatten der Fotografen und warten darauf, entdeckt zu werden. 

 

Fazit – Stockfotografie ist und bleibt ein großer Teil meiner täglichen Arbeit. Ich freue mich, wenn ich Fotos selbst machen kann. Jedoch werde ich mich vermehrt um Kooperationen mit Fotografen bemühen um so auch mehr Bereiche der Fotografie abzudecken. Meine Kunden werde ich weiterhin dafür sensibilisieren, dass es sich lohnt in gewisse Fotos zu investieren. Viele haben dies schon begriffen und sind sehr zufrieden mit ihren individuellen Fotos. Wir konnten somit einige Ideen umsetzen und Designer, Kunde und Zielgruppe sind zufrieden. 

 

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